Conan ‚2011

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Ach, diese Kritiker immer: Das Conan Remake von 2011 sei ein Reinfall, sagen sie. Blödsinn, sage ich. Routiniert runtergekurbeltes Blutbad. Unterhaltsam auf die Leinwand geklatschter B-Trash. Mit einem wunderbar sympathischen Muskelmann, der nur Wein, Weib und Gesang im Sinn hat. Und natürlich Rache.

Okay, also, vorweg ein Blick auf das Genre „Fantasy“. Es besteht im Wesentlichen aus folgender Vorgeschichte:

  • Irgendein Gegenstand wurde vor langer, langer Zeit gemacht.

So gehts weiter:

  • A) Dieser Gegenstand hat den Guten geholfen, das Böse zu besiegen, und weil jetzt das Böse wieder da ist, müssen junge Helden los, diesen Gegenstand aufzutreiben, um es wieder zu tun.
  • B) Dieser Gegenstand hat dem Bösen geholfen, an der Macht zu bleiben, doch die Guten konnten ihn dann doch irgendwie besiegen und versteckten den magischen Gegenstand (etwa: einen Ring) oder teilten ihn in ein paar Teile auf (etwa: eine Maske, ein Schwert, ein Amulett…).

Conan, der Barbar: das Remake

Im Conan-Remake aus dem Jahr 2011, geht es um B): Die furchtbare Maske von Ichweissnichtwas, jedenfalls irgendwas mit Bluuut. Sie wurde vor laaanger, laaaanger Zeit einem Ur-Bösewicht abgeknöpft, in Stücke gehauen und bei verschiedenen Königen aufbewahrt. Sicherheitshalber, damit keiner mehr die ganze Maske und ihre Macht in seine Gewalt kriegen kann. Aber wie das so ist, kam leider niemand auf die Idee, den magischen Gegenstand zu Mehl zu zerreiben, zu verbrennen und danach in alle vier Winde zu verstreuen. Oder so.

Conan (2011): Khalar ZymUnd so kommt es, wie es kommen muss: Der böse Schurke Khalar Zym (links im Bild) will noch mehr Macht, als er ohnehin schon hat. Daher sucht er die magische Maske und erhält dabei Hilfe von seiner kleinen, fiesen Zauber-Tochter. Dass er dabei ein Dorf nach dem anderen zerstört und den Vater des jungen Conans metzelt, passt letzterem gar nicht. Conanchen sinnt auf Rache, erhält aber erst Jahre später dazu Gelegenheit. Inzwischen hat er sich gottlob Riesenmuckis antrainiert und lässige Kumpels fügsam gesoffen, damit die ihm dabei helfen.
Khalar Zym indes braucht dringend noch das Blut irgendeiner unschuldigen Zauberschnepfe, in die sich Conan zufälligerweise gerade eben verguckt hat… Und wie es endet, ist eh klar.

Die Kritik hat diesen Film einhellig verrissen. Von „langweilig“, „dümmlich“, „einfallslos“ war die Rede, und wie üblich war der „alte Conan“ (mit Schwarzenegger) plötzlich der viel bessere, klügere und so weiter. Dabei mochte den alten Conan die Kritik damals auch nicht, weil „langweilig“, „dümmlich“ und so weiter; aber da hatten die Kritikerdödel noch nicht die ganzen Ripoffs gesehen… etwa Gunan – König der Barbaren.

Hier nun, tätäää, meine wichtige Meinung. Vorausgeschickt werden muss, dass ich ein Schwarzenegger-Fan bin. Schwarzi ist cool, Governator-Flop in Kalifornien hin oder her. Und „Conan der Barbar“ von 1982 ist schlicht und einfach gesagt der beste Schwert-und-Magie-Fantasy-Film, der bisher gedreht wurde. Der ganze Rest ist zu 90% Walmist, außer „Game of Thrones“. Selbst die schwache, aber immerhin ganz heiter gestimmte Fortsetzung „Conan der Zerstörer“ sowie der Spinoff-Aufguss „Red Sonja“ waren immer noch besser als dieser ganze andere Schmarrn um Zauberer und Schwerter (wobei, schlagt mich, auch die TV-Serie „Merlin“ gar nicht schlecht ist). Wie auch immer: Arnold ist und bleibt der Größte.

Conan, der BarbarDoch das 2011er-Remake der Barbarenmär ist ebenfalls völlig in Ordnung. Kein Meisterwerk, ja. Aber sicher auch kein Flop. Ich verstehe nicht, was diese Kritiker haben. Ja, sicher, Marcus Nispel taugte als Regisseur bisher rein gar nichts. Aber bei diesem Remake hat er sich, man verzeihe den Kalauer, wacker geschlagen. Routiniert runtergekurbeltes Blutbad. Unterhaltsam auf die Leinwand geklatschter B-Trash.

Conan, der Barbar versus Conan von 2011

Vergleicht man die Filme Auge in Auge, sieht es natürlich so aus:

  • Conan82 hatte fast ein Dutzend interessante, unterscheidbare Figuren, die im Kopf bleiben – Conan11 eigentlich keinen, noch nicht mal Conan selbst.
  • Auch die Prinzessin ist leider schwach besetzt. Wer war die doch gleich wieder? Und wieso? Gleiches gilt für den Schurken: Stephen Lang wirkt schon im TV-Flop ‚Terra Nova‘ überfordert, gegen James Earl Jones sieht er einfach aus wie ein halbes Hemd. Und wer würde die beiden schlecht frisierten Hünen aus dem Ur-Conan je vergessen, egal, wie albern dieser Riesenhammer war…
  • Conan11 hat wirklich anständige Musik – aber der Score von Conan82 ist einfach schwer zu übertreffen.
  • Conan82 wirkt im Vergleich tatsächlich erwachsener, vielleicht sogar (ich wage es kaum, hinzuschreiben) „intellektueller“. Dafür leidet der alte Teil ein wenig an zu viel Pathos.
  • Wer je die Geschichten von Robert E. Howard gelesen hat, weiß, dass Conan schon als ‚Literatur‘ vor allem eines war: billiger Trash. Conan2011 wird dem Ursprung des Stoffes somit sehr gerecht. Andererseits hat Howard die Neigung, alles gleich zum riesigen Pathos aufzublasen – etwas, was in der mythisch überhöhenden 82er-Version mit Arnie gut herausgearbeitet wird.
  • Conan82 ist, was Tugenden wie Kamera-Arbeit und filmisches Erzählen in Bildern angeht, natürlich um Äonen voraus. Conan2011 wirkt im Vergleich wie eine TV-Produktion.
  • Kurz: C’11 ist schlechter: ja. Schlecht: ja, er ist irgendwie auch für sich schlecht.

Aber:
Mir hat Conan’2011 trotzdem richtig Spaß gemacht, wenn auch auf eine andere Art als das immer noch in Ehren zu haltende Original. Und auch der von der Kritik einhellig verdammte Hauptdarsteller Jason Momoa (er spielt auch den meist nur knurrenden ‚Khal Drogo‘ in Game of Thrones, musste also quasi nichts an seiner Rolle ändern) war in meinen Augen die perfekte und übrigens auch sympathische Besetzung für diesen natürlich absolut geistlosen Riesenspass.

Fazit Conan 2011

Deftiges, blutiges, dumpfes und nie ernst gemeintes Hauen und Stechen in schön gefilmten Fantasy-Kulissen. Fans von anspruchslosem B-Popcornkino können bei diesem guilty pleasure bedenkenlos zugreifen. Wer sich indes nach dem großen ‚Mythos‘ sehnt, der soll sich Bei Crom! halt das Original angucken!

Zu haben als DVD und Blu-ray. Die Blu-ray lohnt, das Bild ist fantastisch; Blu-ray 3D kann man sich sparen.
Auch via VoD (Maxdome).

Man kann das übrigens auch anders sehen: siehe elefantenmike.de oder christiansfoyer.de, die am Barbarengemetzel kein gutes (langes) Haar lassen.

Andreas

Der Autor der Science-Fiction-Schund-Serie Scott Bradley bloggt auf scififilme.de über Sci-Fi-Filme, die er gerne sieht. Deine Meinung zu einem phantastischen Film ist vielleicht eine ganz andere als seine – und das ist gut so: Schreib uns in den Kommentaren, warum Du es anders siehst!

2 Antworten

  1. onkelhoste sagt:

    Hab ich mir gestern angesehen. Der arme Conan. Schwere Kindheit, Sozialisation in bildungsferner Umgebung mit rudimentärem Schulwesen. Traumatisches Erlebnis beim weihnachtlichen Bleigiessen mit seinem Vater. Bedingte Gesellschaftsfähigkeit bei latenter Neigung zu Gewaltexzessen aufgrund fortgeschrittener und unbehandelter Konsenzunfähigkeit. Kompensation durch Kopulation. Hach, was für ein Leben!

  2. Andreas sagt:

    Kein Grund, langhaariger Hippie zu werden und ständig ein zu großes Besteck mit sich rumzutragen.

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