Pulse

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Wir schluckten die Videokassette, die Zuschauer ins Erdloch schickt. Wir schluckten deren Sequels, Prequels und Hollywood-Aufgüsse. Und jetzt sollen wir „Pulse“ schlucken?

Beginnen wir am Anfang: Girl-Teenie macht sich Sorgen, weil ihr Freund Boy-Teenie A sich lange nicht mehr gerührt hat. Zu diesem Zeitpunkt ist der Film noch bunt. Girl-Teenie macht sich auf den Weg, um ihn aus seiner Studentenbude herauszuholen. Hier wird der Film dann grau. Wir kapieren rasch: alles gaaanz düster hier. Ja, und in der Wohnung von Boy-Teenie A krabbeln ja auch schon die Maden rum, im Hintergrund flimmert böse der Monitor. Wir kapieren: Gleich passiert was gaaanz Schreckliches. Und richtig: Boy-Teenie A ist irgendwie grau, blaß und lethargisch, sagt Hallo zu seiner Freundin und hängt sich mal eben im Badezimmer auf. Huch!

Es kommt noch dicker: Immer mehr Menschen verlieren die Lust am Leben. Bringen sich um. Oder lösen sich in Wölkchen auf, die Flecken an den Wänden hinterlassen. Steckt mehr dahinter oder liegt´s nur an den Hormonen von Girl-Teenie? Selbst der kluge Schulpsychologe glaubt ja, sie hätte bloß Schuldgefühle wegen des Freitods von Boy-Teenie A – und das, obwohl auch die Uni schon halb entvölkert ist. Netter ist da schon Boy-Teenie B, der auf dem PC seines Vorgängers allerlei gespenstische Videos gefunden hat. Obwohl nicht klar wird, wieso genau. Und es wird immer gespenstischer: Die Leute lösen sich inzwischen schon auf offener Straße auf! Und wer ist schuld? Natürlich die Mobiltelefone! In den Handy-Signalen leben gar schröckliche Wesen – und wenn die auf einem Flachbildschirm fragen: „Do you want to see ghosts?“, dann sollte man wohl besser nicht drauf klicken. Sie tun es aber trotzdem, die Girl-Teenies und Boy-Teenies. Sie tun es alle. Sie klicken drauf. Und lösen sich später auf. Oder so ähnlich.

Reiner Schwachsinn jedenfalls. Und zwar übler. Wenn wirklich Wes Craven an diesem Drehbuch mitgekritzelt hat, dann möge er bitte recht intensiv von Freddy Krueger träumen. Als Regisseur hätte man sich weigern müssen, diesen Mist abzudrehen. Jaja, einzelne Szenen sind irgendwie ganz hübsch anzusehen, gewiß auch ein bißchen düster-gruselig hier und schockig da – es liegt also eindeutig kein B-Movie von Pfuschern vor.

Die Schauwerte sind teils schon okay, das Produktions-Design stimmt. Das beweist die beste Szene des Streifens, in der ein Monster gar schaurig aus einer Keller-Waschmaschine krabbelt. Doch als Ganzes ist „Pulse“ so seelen-, geist- und zusammenhanglos hingerotzt, daß man den Machern das kleine Mädchen mit den schwarzen Haaren ins Schlafzimmer wünscht.

(Hat wieder einmal Hollywood einen guten Japan-Stoff versaut? Mitnichten. Der Bockmist lief 2001 schon mal in Japan unter dem Titel „Kairo“ und ist derzeit auch als DVD zu haben. Natürlich unter dem Titel „Pulse“, damit die Verwirrung komplett ist und wir Zuschauer optimal abgezockt werden können. Die Story ist die gleiche, bloß noch ein bißchen besser, weil trostloser, aber letztlich genauso blutleer. Die Umsetzung ist nämlich noch langweiliger und zusammenhangloser. In Nippon dürfte „Kairo“ nur einen Bruchteil der US-Fassung „Pulse“ gekostet haben; das Original zeigt daher auch, was vom Remake übrigbleibt, wenn man dem Drehbuch seine Special Effects wegnimmt: ein grauer Fleck an der Wand.)

Andreas

Der Autor der Science-Fiction-Schund-Serie Scott Bradley bloggt auf scififilme.de über Sci-Fi-Filme, die er gerne sieht. Deine Meinung zu einem phantastischen Film ist vielleicht eine ganz andere als seine – und das ist gut so: Schreib uns in den Kommentaren, warum Du es anders siehst!

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