Maschinengewehrgeknatter und Kriegsgeräusche im Hintergrund. Holm (köstlich: Jean-Louis Trintignant), sichtlich ein mächtiger Mann in Führungsposition, packt im Büro seinen Koffer, hinterlässt eine Bombe, verlässt das Gebäude. Im Auto hört er die Explosion hinter sich. Ein Chauffeur bringt ihn fort, das Auto fährt dabei durch milchig-weißen Regen (Ansage des Säureanteils per Radio) und Industrieruinen.
Holm hinterlässt im Auto eine Bombe, betritt ein Gebäude, hält inne. Das Auto hinter ihm explodiert. Er geht weiter. Gänge. Treppen. Flure. Irgendwann ein Zug. Die schwere Lokomotive wird von außen beschossen, bringt ihn aber unbeschadet zu einer bestimmten Position. Dort befördert ihn weitere Technik sicher in den Untergrund.
Es ist ein bizarrer Schutzbunker, offenbar reserviert für den Führungskader einer Diktatur. Die Schönen und Reichen und Wichtigen sollen hier wohl unbeschadet überleben, während „draußen“ die blutige Revolution ihre Opfer fordert, natürlich nur beim Fußvolk.
Der Industrielle und Waffenverkäufer Holm ist nicht der einzige, der nun im Luxusbunker wohnt: Andere Gäste sind schon da, einige haben es möglicherweise nicht geschafft, vor allem der Führer wird noch vermisst.
Doch das Personal, allesamt Roboter, zeigt zunehmend Ausfallerscheinungen und Fehlfunktionen, der Pool verdreckt, aus den Leitungen kommt bald kein sauberes Wasser mehr, die Heizung fällt aus und so steigt die Laune nicht gerade …
Man muss „Bunker Palace Hôtel“ (1989) einfach selbst gesehen haben, denn Worte können nicht vermitteln, was einem hier serviert wird. Allerdings braucht man ordentlich Sitzfleisch. Was der bekannte Comic-Zeichner Enki Bilal hier vorlegt, ist Science-Fiction-Kunst – und hat so wunderbar rein gar nichts mit Hollywood zu tun. Das meiste bleibt rätselhaft, nichts wird erklärt.
Doch allein die Bauten, die Innenarchitektur, die – leider viel zu wenigen – Matte Paintings, der weiße Regen, die absurden Androiden und die überall fast greifbar rauhe Textur sind das Anschauen wert. Aber vor allem natürlich die eigenwillige Filmsprache, auf die man sich einlassen muss, sonst bleibt „Bunker Palace Hôtel“ nicht viel mehr als ein Experimentalvideo.
Fazit: Für Arthaus-Fans höchst sehenswerter, für SF-Fans aber möglicherweise etwas schwer verdaulicher Kunstfilm über die möglichen letzten Tage der jeweils mächtigen Gesellschaftsklasse. Ausdrückliche Empfehlung für alle, die das Ungewöhnliche, Symbolische und Absurde lieben und Spannung nicht vermissen. Warnung an alle, die mit sowas eher nichts anfangen können.
- Infos beim Vertrieb.
- Zu haben auf DVD. Bildqualität passabel, die Synchro ist teilweise fragwürdig, wenn nicht entstellend übersetzt und auch betont. Ich rate dringend, sich den Film ein zweites Mal mit O-Ton und Untertitel anzusehen.
Trailer gibts keinen, der folgende Clip gibt die Stimmung gut wieder: