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Krieg der Welten: platt gemachtes Plattmachen

Krieg der Welten

Krieg der Welten

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Nach „E.T.“ und „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ war klar: Aliens sind eigentlich nette Kerle. Jetzt hat Spielberg seine Meinung revidiert und gießt Öl ins Feuer der US-Paranoia.

Vorweg: Wenn Sie die Vorschau kennen, haben Sie den eigentlichen Film schon gesehen – im Kino wird der Trailer von Krieg der Welten bloß noch gestreckt mit Special Effects und Tom Cruise. Aber fangen wir ganz vorne an, nämlich beim Kranführer Ray Ferrier (Cruise), geschiedener Vater zweier Kinder. Der stammt aus dem Drehbuchseminar „Helden anfangs stark negativ zeichnen“ und ist daher erstens nicht besonders schlau, zweitens verantwortungslos und drittens ein Arschloch. Kaum hat seine Ex-Frau bei ihm fürs Wochenende die Kinder abgeliefert, blitzt es schon los und die Außerirdischen greifen an. Die dreibeinigen Maschinenmonster machen den Strom kaputt, hauen Gebäude zu Klump und ballern Menschen zu Asche. Da bleibt nur eins: Abhauen!

Ja, Steven, tritt diesem Emmerich mal so richtig in den Hintern! Denn der Katastrophen-Roland hätte sich garantiert auf Schauplätze wie NASA-Center, Militär-Stützpunkte, geheime Labors etc. kapriziert und diese im Eilverfahren abgehandelt, damit wir auch gewiss mitkriegen, daß der Angriff aber auch sowas von global abläuft. Emmerich hätte sich in zig Flybys bedrohlich donnernder Alien-Schiffe gesuhlt und uns Explosionen und Todesstrahlen genüsslich um die Ohren gehauen, denn dafür gehen wir ja in so einen Action-Reißer.

Aber ha! – Spielberg ist einfach klüger: In Krieg der Welten bleibt er von Anfang an nur bei dieser einen Familie – Vater Cruise, halbstarker Sohn, kleine Tochter – und weicht ihnen nicht mehr von der Seite. Wenn wir die Gegenwehr der US-Truppen sehen, dann nur, weil unsere Helden am Rande eines Gefechts vorbei fliehen. Explosionen, Alien-Tripods, sterbende Menschen zeigt Spielberg oft indirekt, im spiegelnden Glas einer Windschutzscheibe oder im Monitorsucher eines heruntergefallenen Camcorders (der seltsamerweise trotz EMP funktioniert).

Dies und das ununterbrochene Tempo der Flucht in der ersten Hälfte sind nachgerade genial, zumal der Meister hier auch in Sachen Bildgestaltung, Kamerafahrten und Tränendrüse aus dem Vollen schöpft.

Aber so geht´s dann halt auch weiter in der öden zweiten Hälfte. (Lesen Sie nicht weiter, wenn Sie den Film noch sehen wollen.)

Krieg der Welten: Flucht, Kabang, Flucht, Kabumm.

Flucht, Kabang, Flucht, Kabumm. Und so weiter, in verschiedenen Variationen, mit schwindender Dynamik. Dramatische Steigerung scheint in der Krieg der Welten unmöglich, denn der Held kann ja gar nichts ausrichten: Er trägt sein Töchterlein durch die Gegend, während um ihn herum die Außerirdischen unsere heile Welt in Schutt und Asche legen. Flucht, Kabang, Flucht, Kabumm.

Nach dem Ende der väterlichen Probleme mit den Kindern auf dem Niveau von „Wie schmiere ich ein Wurstbrot?“ existiert überhaupt kein Konflikt mehr, der diesen Film noch zusammenhalten würde – außer notdürftig reingerührte Kammerspiele. Hätte Hollywood nicht auf das geradezu kindertaugliche Rating geschielt, wäre vielleicht noch eine Steigung der Brutalität denkbar gewesen – aber Spielberg durfte? konnte? wollte? leider noch nicht mal die Absturzstelle eines Flugzeugs so aussehen lassen, als wäre da mehr passiert als ein harmloses Schleudertrauma.

Selbst dafür geeignete Szenen wie ein Blutbad mit Alien-Glibber sehen so verdammt nach überteuerter Kinderkino-Kulisse aus, daß man sich an einem Enterprise-Pappfelsen samt Captain Kirk wähnt. So bleibt die Invasion bedrohlich wie ein Frischkäse-Spot.

Kein Wunder, daß der Filmverleih die Vorberichterstattung der Presse zu knebeln versuchte und reichlich Marketing-Millionen möglichst viele Zuschauer ins Kino locken sollen, ehe sich herumspricht, was für eine müde Materialschlacht Spielberg mit Krieg der Welten abgeliefert hat.

Krieg der Welten: so gehts aus

Und am Ende fallen die bösen Tripoden dann um. Einfach so. Weil: Diese blöden Aliens haben sich mit menschlichen Bazillen angesteckt. Prust! War das die Grundidee: „Nach dem Gehirnaussaugen – Hände waschen!“? Mal ehrlich: Wer diesen Film nicht enttäuscht verläßt, der hatte im Kinodunkeln bestimmt heimlich Sex. Daß die verbal wie visuell mehrfach (!) als technisch absolut überlegen dargestellten Aliens ausgerechnet an menschlichen Krankheiten draufgehen, geht bei der 1953 gedrehten Vorlage „Kampf der Welten“ (DVD-Titel) schmunzelnd als Sci-Fi-Naivität durch. Bei Spielberg, der in Krieg der Welten ganze Szenen des Originals 1:1 kopiert hat, ohne sie jedoch verbessern zu können, bricht daraufhin leider die ohnehin schon dünne Dramaturgie zusammen.

Übrig bliebe das innere Drama des egoistischen Teilzeitpapis Ray Ferrier, der sich zum verantwortungsvollen Vater wandelt. Doch damit allein füllt ein Tom Cruise halt keinen Film.

Man leihe sich also lieber „Der weiße Hai“, um sich erinnern, was für ein Genie Mister Spielberg einmal war – hoffentlich wird „Indiana Jones 4“ besser als dieser fade Murks. Und für „Krieg der Welten“ gilt: Am Besten, Sie gehen nach der Hälfte raus und stellen sich vor, wie Emmerich diesen Krieg der Welten zu Ende gedreht hätte. Oder Sie lassen sich von der DVD des Originals erobern, die neben einer prima 50er-Jahre-SF-Stimmung auch noch einen interessant religiösen Subtext bietet, vor dem sich das heutige Hollywood sichtlich gedrückt hat.

Fazit: Beginnt als fulminantes Spektakel, das ganz großes Spielberg-Kino hätte werden könnte, kippt dann nach der Hälfte in repitative Langeweile. Schon okay, aber nix dolles.

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