H.P. Lovecrafts „Die Farbe aus dem All“ (The Colour Out of Space, 1927, enthalten z.B. in The Best of H.P. Lovecraft
Es gab schon mehrere Versuche, diesen einfachen und doch sehr interessanten Stoff zu verfilmen. Einigermaßen bekannt ist „Das Grauen auf Schloss Witley“ (Die, Monster, Die!, 1965, Trailer hier), ein eher wirres Stück im Roger-Corman-Stil der Vincent-Price-Ära, das letztlich mehr Motive von Poe als von Lovecraft verarbeitet. Trotz veritablem Gothic-Look ist diese Verfilmung eher eine klischeehafte Geisterbahnfahrt durch ein 60er-Jahre-Gruselkabinett, das höchstens noch im Spätnachtprogramm zu unterhalten weiß. Außerhalb der USA weniger bekannt ist „The Curse“ (1987, Trailer hier), der das Grundthema (Meteorit, Vergiftung, Veränderung) immerhin aufgreift. Als typisches 80er-Jahre-Produkt sorgte reichlich Gore mit würgenden Ekel-Zombies in schlechten Masken für einen gewissen Kultfaktor im einschlägigen Fandom. Außerhalb von Gorehound-Kreise kann man sich den Mist sparen.
Wie viele Lovecraft-Verfilmungen scheitern diese beiden vor allem daran, die Genrebedürfnisse ihrer Zeit befriedigen zu müssen: Nebelumwaberte Schlösser in den 60ern, Blut und Zombies in den 80ern. Das gilt auch für die italienische Billigproduktion „H.P. Lovecrafts Saat des Bösen“ (Colour from the Dark, 2008, Trailer hier), die vor allem auf zeitgemäße Extremgewaltdarstellung setzt und mit allerlei christlichem Exorzisten-Mumpitz von der eigentlich makellosen Story-Vorlage kaum noch etwas übrig lässt.
Angesichts dieser drei Trash-Vorbilder ist es umso erstaunlicher, dass die bisher beste Umsetzung aus Deutschland kommt. Dabei gestattet sich die Ultralow-Budget-Produktion „Die Farbe“ (2010, Trailer hier) sogar einige kleinere Änderungen: Die Haupthandlung wird nach Deutschland in die Zeit kurz nach dem zweiten Weltkrieg verlegt und aus der Sicht einer Rahmenhandlung in den 70er Jahren erzählt. Ein eingefügter Double-Twist versieht den betagten Stoff mit einer interessanten Wendung, überraschenderweise ohne der Textvorlage dadurch allzu untreu zu werden.
Die Kernhandlung entspricht weiterhin dem Original: Ein Meteor stürzt auf die Erde, und während sich den Bart reibende Wissenschaftler vergebens Analysen anstellen, beginnt sich die umgebende Landschaft zu verändern. Früchte und Gemüse des betroffenen Farmers wachsen auf gigantische Ausmaße an. Doch die Freude darüber währt nur bis zur Ernte, denn das Mega-Obst hat einen bitteren Beigeschmack. Und schon im Herbst wird die Vegetation grau und alles zerfällt zu Staub.
Auch die Menschen werden zu Schatten ihrer selbst, die ohne jede Motivation stumm ihrem Tod entgegen vegetieren. Schuld ist die Farbe aus dem All, doch keiner der Betroffenen scheint sie als Bedrohung zu empfinden…
Die Filmstudenten Huan Vu und Jan Roth wollten mit diesem Film eigentlich ihre Abschlussarbeit liefern, doch wie das manchmal so ist: das Projekt wuchs und wuchs und stellt mit seinen nunmehr 85 Minuten einen vollständigen Spielfilm dar. Zugegeben, als solcher hat „Die Farbe“ auch etliche Mängel, etwa beim Schnitt und beim Ton und vielleicht auch ein bisschen bei der Dramaturgie.
Angesichts der vielen leider meist fragwürdigen Verfilmungen ist diese Independent-Produktion für Lovecraft-Fans ohnehin ein Muss: Besser als das Team um Huan Vu hat noch niemand den wahren Geist Lovecraft’scher Geschichten auf Zelluloid gebannt, sieht man von der charmanten Stummfilm-Perle „The Call of Cthulhu“ (2005, Trailer hier) ab. Er tröstet jedenfalls gewiss über die Zeit bis zur 2013 erwarteten „Berge des Wahnsinns“-Verfilmung (At the Mountains of Madness) von Hellboy-Regisseur Guillermo del Toro hinweg.
- Info: www.die-farbe.com, dort gibts auch DVD und Blu-ray zu kaufen
- H.P.Lovecrafts Kurzgeschichte The Colour out of Space im Original
Trailer: Die Farbe
Trailer: Die, Monster, Die!
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Trailer: The Curse
http://www.youtube.com/watch?v=i5tZQK0vaw8
Trailer: The Colour from the Dark
Bei Amazon als DVD „H.P. Lovecrafts Saat des Bösen