Nach seinem Sonnenbad in „Pitch Black“ geht der undurchsichtige Eigenbrötler Riddick erst mal Bergsteigen. Als ihn gammelige Kopfjäger aufgreifen, wirft er sie kurzerhand von Bord ihres Schiffs und jettet damit nach Helion Prime, denn dort wurde sein Kopfgeld ausgesetzt. Gut so: Die Stadt New Mecca wird dort nämlich, just als er eintrifft, von den „Necromongern“ angegriffen, einer raumfahrenden Rasse schlecht gelaunter, weil nicht mehr ganz lebender Untoter, die sich in den Kopf gesetzt haben, in möglichst dunklen Fascho-Klamotten das gesamte Universum zu unterjochen und jedes lebende Wesen ins „Underverse“ mitzunehmen, der untoten Version unseres Universums. Genau deshalb, ist ja klar, hat man dort ein Kopfgeld auf Riddick ausgesetzt – weil man hoffte, dass er deswegen anreisen würde – um bei der Gelegenheit ganz Helion Prime zu retten. Denn wie es der Zufall so will ist Riddick der (vor)letzte vom Volk der Furyaner, das von den Necromongern ausrottet worden war – weil eine Prophezeiung dem Imperator geweissagt hatte, dass es ein Furyaner sein würde, der irgendwann einmal ihn, den obersten Necromonger plattmachen wird. Ist das also Riddicks Schicksal? Selbst wenn, eilig hat er es nicht: Vorher lässt er sich mehrfach gefangennehmen, mehrfach auf Duelle und Prügeleien ein; er flieht mehrfach von oder zu diesem oder jenen Planeten, hilft zwischendurch (weil er ja so ein gewissenloser Killer ist) diversen Leuten mit und ohne Bart sowie Hot Chicks im Lederfummel und sieht davon abgesehen einfach cool aus und sagt coole Dinge mit cooler Stimme…
„Riddick – Chroniken eines Kriegers“ (2004) ist einer dieser Filme, die zeigen, dass mehr Budget nicht automatisch zu einem besseren Film führt. David Twohy, der mit „Pitch Black“ trotz aller Schwächen eine wirklich sehenswerte SF-Überraschung abgeliefert hatte, konnte bei „Riddick“ endlich aus dem Vollen schöpfen und hatte sichtlich Großes im Sinn – herausgekommen ist aber nur ganz, ganz großer, sinnloser Stuss. Die Zahl der Idiotien in diesem Film ist Legion: Es gibt praktisch keine Szene, in der man sich nicht ans Hirn langen möchte. Neben der dürftigen, wirren, hin und her springenden Geschichte, die viele interessante Ideen nur andeutet, ohne sie auszuarbeiten, fallen auch die Darsteller auf, die durch die Bank in den lächerlichsten Kostümen seit „Masters of the Universe“ das Stilmittel „Overacting“ übertreiben. Das Ergebnis ist bunter Action-Kitsch as Kitsch can.
Und doch komme ich nicht umhin, und sei es in Ermangelung anderer, besser Filme, in „Riddick“ nach dem wiederholten Betrachten ein ganz großes Weltraumabenteuer zu sehen. Es schert sich eben nicht um Logik, Hauptsache, die Action sieht gut aus. Dafür sorgt unter anderem ein CGI-Bombast, der lieber noch eine Schicht Effekte oben drüber kleistert, statt über sie nachzudenken. Und am Ende ist das ganze Weltraumgarn doch irgendwie so unterhaltsam, dass man diesem Trashfilm einfach nicht böse sein kann. So sieht „Space Opera“ eben aus, wenn man sie verfilmt.
„Riddick“ ist einfach ein epochal überfinanziertes, spitzenmäßiges B-Movie – ein mit zu vielen Zutaten viel zu dick belegter Cheeseburger, den man sich mit Wonne reinstopft, auch wenn man weiß, dass es sich um Tiefkühlware aus der Mikrowelle handelt.
Fazit: „Riddick – Chroniken eines Kriegers“ ist ebenso oft cool wie doof und eher Weltraum-Fantasy als Science-Fiction. Als edles Trash-Spektakel genossen ist er eines der besten B-Abenteuer im Weltraum, die man sehen kann. Fans von Action und Radau können ohne Bedenken zugreifen, SF-Puristen und Lem/2001-Anbeter halten lieber Abstand.
Zu haben als DVD und Blu-ray. Der DC ist kein Muss, aber nice.
DVD für Sparfüchse:Pitch Black/Riddick/Riddick Animated-Doppelpack „Pitch Blach“ und „Riddick – Chroniken eines Kriegers“ sowie „Riddick – Krieger der Finsternis“, einer Zeichentrick-Fortsetzung, die zeitlich zwischen Pitch Black und Chroniken liegt (aber nur 35 Min. lang ist)
Blu-ray für Sparfüchse:Riddick/Pitch Black-Doppelpack mit „Pitch Blach“ und „Riddick – Chroniken eines Kriegers“