Leider hat J. R. R.Tolkien nur drei Teile „Herr der Ringe“ geschrieben. Und weil der ganze andere Hobbit-Krampf sich nicht für Abschlacht-Epen eignet, gucken Fantasy-Fans in die Röhre beziehungsweise Harry Potter an, und der wird ja auch immer schlechter. Da kommt die Verfilmung des Hack´n´Slay-Rollenspiels „Dungeon Siege“ scheinbar gerade recht. Dummerweise klingt die Story leider so einzigartig wie ein geklonter Teebeutel: Im Fantasy-Königreich Ehb hängt ein deutlich zu alt gewordener König namens Konreid herum. Der ist eigentlich ganz in Ordnung, doch der böse Zauberer Gallian will ihm aus nicht näher benannten Gründen plötzlich ans Leder. Dazu verzaubert er die tierhaften Krugs, eigentlich eher harmlose Monster, und hetzt sie gegen das Königreich. Problem Nummer zwei: Weil kein Thronfolger greifbar ist, giert auch sein mißratener Neffe Fallow nach dem Sessel der Macht. Nur gut, daß der Held wider Willen bereits auf dem Weg ist, hier mal aufzuräumen …
Das alles könnte man als gut geklauten Kintopp durchgehen lassen, hätten die Macher ihre Story nicht so lausig erzählt. Eine knappe Stunde mittelmäßiger Szenen mit spröden Dialogen und fahrigen Verknüpfungen muß der Zuschauer über sich ergehen lassen, bis endlich die Kulissen der Erzählung stehen, die Figuren einigermaßen gezeichnet sind, der Held sein Schwert in die Hand nimmt und dem Bösewicht die Stirn bietet. Diese lange Stunde ist „gerade noch so“ ertragbar, immerhin deutlich besser als bisheriger Boll-Murks. Und der boxende Regisseur mag nicht mal schuld sein: Die Figuren laufen von einem Punkt zum anderen, ohne daß genau klar wird, wieso eigentlich – da fehlt es einfach am Drama, ergo am Drehbuch. Entsprechend spannungsarm plätschert das Ganze vor sich hin, unterbrochen nur von gelegentlichen Fights.
Nach einer Stunde rücken dann die Prügeleien in den Vordergrund, die Figuren können sich endlich ein bißchen ins Spiel bringen, das große Hauen und Stechen geht los, übrigens deutlich überzeugender als noch bei „Bloodrayne“. Richtig gut ist was zwar anderes, aber das Getöse lenkt zumindest davon ab, daß das alles etwas armselig ist. Solcherart Ablenkung tut not, schon weil man da nicht allzugenau auf die angeblich so bösen Krugs achtet, die daherkommen wie billige Ork-Kopien in Gummiklamotten. Deren Anblick zerstört schon in einer der ersten Szenen die Hoffnung, beim Kinobesuch eines 60-Millionen-Dollar-Spektakels könne man nichts falsch machen. Anders gesagt: Wie gut „Der Herr der Ringe“ wirklich ist, wird an diesem Wannabe besonders deutlich.
Kann man sich den Käse trotzdem ansehen? Unbedingt! Da sind zum Beispiel ein paar Ninja-Kämpfer, die immer wieder hübsch durch die Luft fliegen, auch wenn nicht so recht klar ist, wozu sie das tun und wo sie eigentlich herkommen. Dann gibt´s die Amazonen-Kriegerinnen rund um Kristanna Loken, die sich malerisch-gefährlich aus den Bäumen abseilen – sehr hübsch. Doch wer es wirklich rausreißt, das ist die überraschend üppige Schauspielerriege: Jason Statham als Held „Farmer“ tröstet im Alleingang über vielen Längen hinweg; in seinen besten Szenen wirkt gegen ihn selbst Aragorn wie ein Buchhalter. Die Kinokarte kann man sich auch wegen Ray Liotta kaufen: Als finstrer Zauberer Gallian mit Schmierfresse und dunklem Lachen ist er eine echte Augenweide, auch wenn er in seinem Rüschen-Blazer gelegentlich wie ein vom gestrigen Rentnerball übrig gebliebener Elektroorgel-Alleinunterhalter wirkt. Matthew Lillard begreift seine Rolle als fieser Herzog Fallow korrekterweise komödiantisch und gibt einen übertriebenen Verlierer-Schurken, dem man Szene um Szene ein Schwert in die Rippen wünscht, am besten das von Brian J. White (als des Königs loyaler Wadenbeißer). Jonathan Rhys-Davies als Merrick gibt immerhin einen soliden „guten“ Zauberer ohne allzu viel Gedöns. Und den König selbst mimt ein etwas zu entspannter Burt Reynolds, der sichtlich seine neusten Schönheits-OPs ausführen wollte.
Kurz: Ganz harte Fantasy-Freaks auf Entzug können sich das Spektakel durchaus reinziehen, wenn sie die Zähne zusammenbeißen. Aber vielleicht besser auf die DVD-Version warten: Die soll drei Stunden haben (Kino: zwei Stunden) und könnte daher etwas weniger zusammengestoppelt wirken als die Kinofassung. Und Vorsicht: „Schwerter des Königs“ ist trotz einiger gelungener Szenen ein höchstens mittelmäßig unterhaltsamer Streifen. Das seinerzeit vielgescholtene B-Movie „Die letzte Legion“ ist deutlich sehenswerter. Zemeckis´ übler Fantasy-Verfehlung „Die Legende von Beowulf“ kann Uwe Boll mit seinem überwiegend spaßbefreiten Haudrauf-Film jedoch durchaus das Wasser reichen.
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