InAlienable (2008)

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„Willst Du den wirklich ausleihen?“, fragte der Videothekar. „Der ist nämlich bestimmt sauschlecht.“ Irrtum, mein lieber. Es kommt halt darauf an, was man erwartet. – Ich erwartete mir jedenfalls keine 0815-Alien-Schlachtplatte, denn das Cover – ein erwachsene Hand fasst eine kindliche, und ein Tentakel ist auch dabei – suggerierte ja schon, dass man hier etwas ganz anderes serviert bekommen würde.

Die Story: Der heruntergekommene Biowissenschaftler Dr. Norris, der vor einigen Jahren durch eigenes Verschulden Frau und Kind verloren hatte, bekommt Besuch von einem Freund: Der hat einen Meteoriten auf die Erde niedergehen sehen, die Einschlagstelle besichtigt und den genreüblichen Gesteinsbrocken eingepackt. Genreüblich krabbelt ein Alien raus, während unser Bio-Doc gerade ein Nickerchen macht, und als er wieder aufwacht, ist das Tierchen weg. Was er aber nicht wirklich mitbekommt, weil er sich gerade in seine Kollegin Dr. Mayfield verliebt hat und sich endlich dazu durchringen kann, ein Date zu wagen, mit allem, was dazugehört.

Kurz darauf hat er einen parasitären Symbionten im Leib. Kollegen untersuchen ihn und stellen fest: Ja, da wächst was, und zwar ziemlich schnell. Seine eigene Theorie: Das Alien hat ihn zum Date mit seiner Kollegin verführt und beim Geschlechtsverkehr ein bisschen Sperma abgezweigt, um sich auf diese Weise mit ihm zu paaren – und er ist jetzt schwanger. Seine neue Freundin hält zu ihm, erwartet aber nichts gutes: Vor allem erwartet sie Wissenschaftler, die ihren neuen Freund aufschlitzen und untersuchen wollen. Sie schafft ihn auf einen entlegenen Bauernhof – und bringt mit ihm gemeinsam das Alien zur Welt.

Ich zitiere aus „Men in Black“: „Herzlichen Glückwunsch! Es ist ein … Tintenfisch!“ – Doch weil der gute Doc Norris ja noch immer seinem verstorbenen Sohn nachtrauert, ist ihm das tentakelige Tintenfisch-Alien „Benjamin“ sofort willkommen. Entsprechen sauer ist er, als Wissenschaftler und FBI ihm den „Sohn“ wegnehmen…

Wer sich das Drehbuch ausgedacht hat, hat wohl zu viel Science-Fiction-Filme gesehen? Ja! Mehr noch: Autor dieses Scripts war kein anderer als Walter Koenig, bekannt als Pavel Chekov von der „Enterprise“ oder als düsterer Psi-Chor-Scherge Bester aus „Babylon 5“, der hier in „InAlienable“ außerdem als „Dr. Shilling“ einen bösen, gewissen- und herzlosen Wissenschaftler mimen darf. Sein Drehbuch hat zwar längst nicht die Klugheit des thematisch teils ähnlich gelagerten „Splice“, verdient aber trotz geschwätziger Längen einen Oskar für Mut und Originalität, denn das Alien wird nicht mit Waffengewalt befreit, sondern über einen Gerichtsprozess … und auch sonst wandert das Script erfreulich oft jenseits ausgetretener Pfade.

Dass der zu lange Film trotzdem hinten und vorne ächzt, ist einem sichtlich zu klein ausgefallenem Budget, einer eher konservativen bis uninspirierten Regie und vielen hölzernen B-Schauspielern in Nebenrollen geschuldet. Außerdem enttäuscht er natürlich Genre-Fans: Das Alien steht nicht wirklich im Mittelpunkt, es ist ohnehin kein wirkliches Monster, außerdem ist seine Maske furchtbar schlecht und billig. Kurz: Es ist sehr leicht, diesen Film „schlecht“ zu finden, daher das IMDB-Rating von 3.4. Doch soo schlecht ist er wirklich nicht, auch wenn es deutlich mehr Geld und einen Meister des Emotionalen wie Spielberg gebraucht hätte, um das Tränendrüsen-SF-Gerichtsdrama draus zu machen, das es eigentlich sein möchte. Es ist daher ein „B-Movie“ im allerbesten Sinne.

Denn seien wir ehrlich: Der Grundgedanke der Science-Fiction, nämlich „Was wäre, wenn…“, geht bei zu vielen Filmen und Büchern zugunsten von Action, Effekten und Genre-Konventionen flöten. „InAlienable“ hingegen verfolgt diesen Weg weitgehend konsequent: Was wäre denn wirklich, wenn … – das ist die wahre (leider halt auch die einzige) Stärke dieses Films.

Fazit: Langsame, ungewöhnliche, krude, interessante, billig gemachte, teils ins absurde spielende Science-Fiction-Spekulation für offene Geister, die mal „was ganz was anderes sehen“ wollen und können und denen es nichts ausmacht, das es keinen einzigen Special Effect gibt. Garantiert *nichts* für Fans von harten Männern in Alien-Splatter-Kämpfen.

Andreas

Der Autor der Science-Fiction-Schund-Serie Scott Bradley bloggt auf scififilme.de über Sci-Fi-Filme, die er gerne sieht. Deine Meinung zu einem phantastischen Film ist vielleicht eine ganz andere als seine – und das ist gut so: Schreib uns in den Kommentaren, warum Du es anders siehst!

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