The Happening (2008)

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Shyamalan ein Wunderkind? Von wegen. Zugegeben: „The Sixth Sense“ war ganz nett und „Unbreakable“ schon besser. Nur: „Signs“ stellte sich am Ende als ziemliche Frechheit heraus, während „The Village“ bei mir nur Ratlosigkeit hinterließ: Was für einen Film hatten all die Leute bloß gesehen, die diesem trostlosen Langweiler etwas abgewinnen konnten?

Ähnlich ratlos meine Reaktion auf „Lady in the Water“. Den fanden alle doof – dabei war das ein prima Märchenfilm: wunderbar postmodern seine Konstruktion offenlegend, ohne wegen seiner Ideenüberladenheit an Unterhaltungswert einzubüßen. Eine herrlich versponnene Knallschote, in der nur der zornig reingeschriebene, böse Filmkritiker fehlplaziert war. „Lady in the Water“ war jedenfalls der wahre Grund des Rezensenten, sich auf „The Happing“ zu freuen.

Zu früh gefreut. Nach ungefähr fünf Minuten erzählt der Naturkundelehrer (Mark Wahlberg) seiner Schulklasse vom amerikanischen Bienensterben. Die Bienen seien weg, keiner wisse, wohin, und es gäbe auch keine Bienenleichen. Seine Schüler sollen nun auf Basis dieser tangaknappen Fakten „naturwissenschaftliche“ Theorien aufstellen, wieso das passiert sein könnte. Sie brabbeln allerhand, irgendwas mit Umweltverschmutzung und globaler Erwärmung. Ein Schüler paßt nicht auf, ihn fordert der Lehrer heraus: Naturwissenschaft ist wichtig, laß dir was einfallen!

Vielleicht ein unerklärliches Naturphänomen, sagt der Schüler. An dieser Stelle stirbt der Film. Ein unerklärliches Naturphänomen. – Deutlicher kann der Regisseur einem nicht ins Gesicht zischen: Egal, was du in den nächsten 90 Minuten sehen wirst, rechne bloß nicht mit einer Erklärung. Denn: Es wird ein unerklärliches Naturphänomen sein. Es wird unerklärlich sein. Ein unerklärliches Naturphänomen.

Die Bienen!

Die These des Films steht dann auch hinter Wahlberg an der Tafel: „Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben.“ Hat angeblich Einstein gesagt, aber es war wohl eher ein Imker.

Ebenfalls ein unerklärliches Phänomen: Warum der Rest des Streifens bis auf ganz wenige, zu kurze Szenen so ein langweiliger Stinker ist. Mit Dialogen, die noch hölzerner sind, als selbst unfreiwillige Komik sie verträgt. Schlecht geschauspielert obendrein, was aber vielleicht am Regisseur lag, der seinen Darstellern offenbar die stets unglaubwürdigste Reaktion auf das Geschehnis abverlangte. Das macht diesen tristen Fluchtfilm auch so amateurhaft hölzern: „The Happening“ passiert, aber keiner reagiert darauf. Als Zuschauer kann man kaum glauben, was man sieht, oder besser: wie wenig Film pro Minute auf der Leinwand zu sehen ist.

Vor dem letzten Drittel des Streifens erreichen die Flüchtenden ein seltsames Haus. Alles darin ist Fake: der Monitor aus Plastik, der Bildschirminhalt nur aufgemalt. Die Sushis aus Kunststoff, die Rotweingläser daneben gefüllt mit Plastikwein. Ui, spooky! Wird´s jetzt spannend? Nein, es ist nur ein Modellhaus, wie man eine Szene später sieht. Hat das was zu bedeuten? Wer weiß …

Falsche Gefühle wirft man einander ja auch in den armseligen emotionalen Konflikten des Films vor. Ausnahmsweise ist das jedoch glaubwürdig, denn Gefühle haben diese Menschen keine sichtbaren. Liegt aber vielleicht auch daran, daß Shyamalan seine Pappfiguren zu oft fast direkt in die Kamera sprechen läßt. Und die haben dann fast alle auch noch Namen, die mit J beginnen: Julian, Jared, Josh, Joey, Jess und Mrs. Jones. Zufall? Leider ja.

Der ganze Film ist bestenfalls eine schlechte Entschuldigung für den Paranoia-Thriller, den man aus seiner Idee hätte machen können. 57 Millionen Dollar soll er laut IMDb gekostet haben, dabei sieht er aus wie ein B-Movie. Schließlich laufen die Darsteller die meiste Zeit preiswert durchs Grüne.

Am Ende wünscht man sich dann die Monster aus „Der Nebel“, einen Godzilla, der alles platt trampelt oder Todesstrahlen aus dem Inneren der Erde, einen „Es war nur ein Traum“-Twist oder zumindest ein schlecht angepapptes Dumpf-Ende wie das von „The Forgotten“.

Das einzige Gefühl, das dieser Film auslöst: Ungeduld. Weil man bis zum Ende auf Erleuchtung wartet, M. Night Shyamalan sich aber weigert, wenigstens eine Kerze in den Kuhfladen zu stecken.

(Spoiler-)PS: Falls Sie es jedoch unbedingt wissen müssen: Die Pflanzen treiben uns in den Tod, tja, shit happens, but who cares? Und einmal sieht man die flüchtenden Menschen im wahrsten Wortsinne „plakativ“ neben dem großen Schild: „You deserve it“. Den Rest haben Sie im Trailer schon gesehen, dort jedoch spannender.

Was lernen wir daraus? Natur gut, Mensch böse. Genau: Die 80er sind wieder da.

PPS: Diversen Meldungen zufolge wurde „The Happening“ für die deutschen Kinos auch noch um einige blutige Momente entschärft. Na prost!

Andreas

Der Autor der Science-Fiction-Schund-Serie Scott Bradley bloggt auf scififilme.de über Sci-Fi-Filme, die er gerne sieht. Deine Meinung zu einem phantastischen Film ist vielleicht eine ganz andere als seine – und das ist gut so: Schreib uns in den Kommentaren, warum Du es anders siehst!

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