The Rig – Angriff aus der Tiefe

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Abgelegene Forschungsstationen, Unterseeboote oder Bohrinseln sind an sich herrliche Locations für Science-Fiction-Mystery. Kein Wunder, dass es The Rig inzwischen auf eine zweite Staffel gebracht hat.

The Rig – Angriff aus der Tiefe (Bild (C) Amazon Prime / Youtube-Trailer)

The Rig – Angriff aus der Tiefe (Bild: Amazon Prime Youtube Trailer)

Vor der schottischen Küste steht die heruntergekommene Ölplattform Kinloch Bravo. Dort wird angeblich Öl gefördert – so richtig deutlich wird das aber nicht. Ist aber ohnehin egal: Schnell hüllt ein mysteriöser Nebel die Bohrplattform ein, und die Crew wird von der Außenwelt abgeschnitten und wartet auf Rettung. Zeit genug also, sich auf The Rig (Amazon Prime) gegenseitig anzukeifen – und nebenbei festzustellen, dass in der Tiefe etwas waaahnsinnig geheimnisvolles lauert, das vielleicht – vielleicht auch nicht – die letzten fünf Massenaussterben der Erde verursacht hat und deswegen wahlweise getötet oder gerettet werden muss …

The Rig – Angriff aus der Tiefe

Es fällt wirklich schwer, diese Serie zu mögen, dabei stimmen die Grundzutaten von The Rig ja eigentlich: entlegener Ort, kluge Frauen, harte Männer, finstere Schurken, böse Konzerne, eine bedrohliche Präsenz … und im Prinzip ist das Ganze, wenn man die ersten zwei, drei Folgen überstanden hat, sogar spannend genug, um es sich anzusehen.

Aber leider, leider stimmen zwei andere wesentliche Dinge nicht.

Zum einen können sich unter anderem Iain Glen und Owen Teale noch so sehr ins Zeug legen – die Hälfte der Haupt- und Nebenrollen ist einfach mit derart farblosen oder unerträglichen Unsympathen besetzt, dass einem die Teams völlig egal sind. Zumal sie sich sowieso nicht wie Teams benehmen, sondern wie Arsch. Und eine wichtige Hauptrolle weiblich zu besetzen ist ja schön modern, aber warum schreibt man die Figur dann so, als hätte man die Dame dann doch lieber hinterm Herd? Einen verpasste Chance von vielen.

Zum anderen sind die Drehbücher von The Rig samt und sonders unerträglich schlecht, weit über die Grenze des Unglaubwürdigen hinaus. Roger Corman’s Forbidden World wirkt daneben wie Arthouse-Kino (na schön, ich übertreibe). Kein überkonstruierter Konflikt wird ausgelassen, keine abgenutzte Trope bleibt unaufgekocht. Natürlich haben alle Geheimnisse (aber kaum jemand einen Grund dafür; wie wärs mit „miteinander reden“?!?), und alle tun garantiert das Falsche.

Nun heißt es zwar, bad decisions make good plots, aber hier ist das leider nicht der Fall – denn hier ist einfach alles nur lazy writing.

Staffel 2: zäher Angriff aus flachen Drehbüchern

Als Beispiel dafür sei Staffel Zwei von The Rig genannt. Das Team der alten, abgehalfterten Ölplattform wird aus fadenscheinigen Gründen jetzt auf einer supermodernen Unterseeminenstation eingesetzt. Ist ja klar, ist ja fast dasselbe, entsprechend kennen sich alle sofort mit allem aus. Selbst sündteure, supermoderne Unterwasserfahrzeuge können ohne Schulung benutzt werden – es reicht zu fragen, ob man sich das denn zutraue, ja, ja dann rein in den Unterseepanzer, wird schon gutgehen.

Und natürlich gibt es wieder keine klaren Anweisungen von oben, was denn nun genau zu tun ist, ja noch weniger als in Staffel 1. Zu Beginn der Serie soll immerhin mit Hilfe von Rover 02 der verschollene Rover 01 gerettet werden. Dafür ist eine Stunde Zeit – könnte ein Spannungsfaktor sein … ist es aber nicht – von der mehr als eine halbe Stunde gemütlich rumdiskutiert wird, ehe man es dann doch (natürlich nur auf den letzten Drücker) zum verschollenen Rover schafft.

Teilweise verlieren sich alle Figuren in Nebenkonflikten, ohne dass überhaupt noch eine übergeordnete Mission erkennbar wäre – was machen eigentlich alle? Warum arbeitet da eigentlich niemand ernsthaft? Gibt’s da keine Planung? Das alles ist grauenhaft inkohärent und vergällt einem die (ohnehin dünne) Mystery und die an sich schönen, an Schauwerten passablen Locations von The Rig.

Das Problem: Die Schreiber haben sich zu sehr auf das menschliche Drama konzentriert – und interessieren sich in Wirklichkeit weder für Ölplattformen noch für Unterseebergbau (gewiß recherchefrei entwickelter Stoff) noch für das mysteriöse Wesen aus der Tiefe.

Und um uns endgültig zu nerven, baut The Rig auch noch regelmäßig irgendeinen sowohl aufdringlichen als auch ahnungsarmen Öko-Belehrungsdialog ein, weil, ist ja klar: Öl ist böse, Unterseebergbau auch, na, bloß gut, dass wir 1mal kurz drüber gesprochen haben, check, und jetzt einfach weitermachen. Entsprechend fällt es schwer, sich als Zuschauer:in für all das zu interessieren.

Wirklich, das Drehbuch ist eine Schande, und teilweise tun einem die Schauspieler leid, die den Mist vortragen müssen.

Fazit: The Rig ist leider nur Streaming-Junk

Visuell ein bisschen über, inhaltlich sogar unter SyFy-Niveau: The Rig ist trotz aller Seichtheit zwar nicht wirklich langweilig, weil immerhin ständig irgendwas passiert, aber leider unfassbar unglaubwürdig und teilweise so blöd, dass man die Mattscheibe anschreien möchte.

Fazit: Im Wachzustand vermeiden.
Aber: Bei schweren Kopfschmerzen oder anderen Krankheiten sowie fehlenden Alternativen kann man sich das Ganze aber schon (vorzugsweise staffelweise) reinbingen.

Andreas

Der Autor der Science-Fiction-Schund-Serie Scott Bradley bloggt auf scififilme.de über Sci-Fi-Filme, die er gerne sieht. Deine Meinung zu einem phantastischen Film ist vielleicht eine ganz andere als seine – und das ist gut so: Schreib uns in den Kommentaren, warum Du es anders siehst!

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