Halo 4: Forward Unto Dawn
Die Hoffnung war allenthalben groß, als es hieß, man würde sich an die Verfilmung des 3D-Computerspiels „Halo“ machen – immerhin war das für viele (etwa für mich) der erste Shooter auf der (ersten) Xbox, mithin ein Grund, sich die Kiste überhaupt ins Haus zu stellen. Ein Shooter obendrein, der über die Jahre mit Nachfolgeversionen und Spin-Offs seine Qualität beeindruckend hoch halten konnte und die Figur des „Master Chief“ zu einer Ikone machte. Als dann auch noch „Herr der Ringe“ Peter Jackson und „Hellboy“ Guillermo del Toro als Macher im Gespräch waren, schien der Käse schon geschnitzt. Wurde aber nichts draus, wahrscheinlich, weil man sich wegen des Geldes mit Micro$oft nicht einig war…
„Halo 4: Forward Unto Dawn“ haben wir nur den Umstand zu verdanken, dass man mit einer Webserie das Weihnachten 2012 gelaunchte Game Halo 4 promoten wollte. Zur Story: Im Mittelpunkt stehen eine Reihe von Kadetten, offenbar Kinder reicher oder wichtiger Eltern, die eine UNSC-Offiziersausbildung hinter sich bringen. Hauptfigur Kadett Lasky ist dabei gleich ein besonderer Nervtöter, denn er will nicht so richtig gut finden, dass man einen Krieg gegen die Aufständischen führt, krank ist er auch noch und überhaupt ist er sich eigentlich nicht sicher, ob er wirklich zum Militär will. Aber er soll recht behalten, denn es mehren sich die Hinweise auf einen neuen, gemeinsamen Feind, und schon greift die Allianz an und die Kids müssen aus der Militärschule fliehen. „Kids“ ist hier wirklich ernst gemeint, die Kadetten sind alle ziemlich jung geraten – gottlob taucht der Master Chief auf und die kann die Kinder retten. Der Rest vom Planeten geht drauf. Und Lasky legt, wie eine Rahmenstory vermittelt, später natürlich eine glänzende Karriere beim Militär hin…
Die Webserie schnippelte man zu einem Film von Spielfilmlänge zusammen, entsprechend gering waren meine Erwartungen. Teils zu recht: Die Story kommt nicht recht in Gang, was natürlich der Kurz-Dramaturgie der 5 etwa 20minütigen Web-Episoden geschuldet ist. Die Darsteller sind mir zu jung und die Darstellung militärischer Gepflogenheiten empfinde ich als schlechten Scherz. Man sieht dem Film immer wieder das geringe Budget an und ein Hauch Subtext hätte der Story schon gutgetan. Am meisten aber nervt die Hauptfigur, die einfach ausgemustert gehört und gar nicht aus dem Halo-Universum stammt. Seine Kameraden und Kameradinnen bleiben eher blass. Das hat Starship Troopers weitaus besser hingekriegt, trotz Barbie- & Ken-Besetzung.
Doch am Ende der Mission ist „Halo 4: Forward Unto Dawn“ gar nicht mal schlecht. Obwohl der Master Chief auffällig spät eintrifft, finden Halo-Fans alle typischen Elemente wieder, etwa die besonderen Halo-Farben und das visuelle Design der Allianz-Soldaten und ihrer Waffen, wobei sich beides selten effektheischend in den Vordergrund drängt und glaubwürdig bleibt (jedenfalls unglaubwürdiger als im Game). Und obwohl die Story, ja, etwas dünn ist und die Figuren, leider, wenig an Tiefe gewinnen, kriegt man doch einen guten Eindruck, wie ein anständiger, um Ernsthaftigkeit bemühter „MilSciFi“ aussehen könnte. In diesem Sinne gibt „Forward Unto Dawn“ in seiner Zurückhaltung berechtigten Anlass zur Hoffnung, dass Hollywood, wenn alle Comichelden-Remakes dreifach fortgesetzt und gerestarted wurden, sich vielleicht mal dem dauerhaft ignorierten Genre des Military-SF zuwenden könnte, das ja durchaus eine Menge zu bieten hat, auch an literarischen Vorlagen mit teils klugen Autoren (wie David Weber).
Fazit: Kein Meisterwerk, aber auch keine Schande. Für SF-Fans ein (etwas harmlos geratener) Appetizer für Zwischendurch, für Halo-Fans eine passable Ausrede für den „echten“ Halo-Film, der hoffentlich irgendwann kommt.